Insektenparadies auf dem Campus der FH Südwestfalen – Master-Studierende der Agrarwirtschaft gestalten Blühfläche auf dem Mensa-Hügel. Biodiversität und Ansätze für nachfolgende Projektarbeiten.
Soest: Insekten sind überaus nützliche, schützenswerte Lebewesen und von größter Bedeutung für die verschiedenen Ökosysteme. So ist die Bestäubung von 75 Prozent aller Nahrungsmittel liefernden Pflanzenarten Insekten zu verdanken, bei den wilden Blühpflanzen sind es sogar 90 Prozent. Gezielt angelegte Blühflächen schaffen einen lebenswerten Raum für Insekten. Zwei Master-Studenten der Agrarwirtschaft hegen und pflegen zurzeit eine blühende Fläche mitten auf dem Campus der Fachhochschule Südwestfalen in Soest. Erste Ergebnisse des Projekts sind wissenschaftlich vielversprechend und auch optisch eine Augenweide.
Das Studium der Agrarwirtschaft an der FH ist vielfältig, praxisnah und anwendungsbezogen. Im Rahmen von unternehmensbezogenen Projektarbeiten können Studierende die Prozesse in einem Unternehmen des Agribusiness und „echte“ Strukturen und Arbeitsweisen in Ergänzung zur Theorie kennenlernen. Die Master-Studenten Kris Remmert und Jonas Mertens haben sich die Fachhochschule Südwestfalen, genauer, den Fachbereich Agrarwirtschaft, ausgesucht. Dabei haben sie Einblicke in die Arbeit von wissenschaftlichen Mitarbeitenden gewonnen und durften in verschiedenen Projekten der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Harald Laser mitarbeiten. Dabei entstand die Idee für ein eigenes Projekt: Das Anlegen einer Blühfläche auf dem grünen Hügel vor der Mensa.
Das Projekt ist in fünf Einzelschritte gegliedert. Zunächst haben die Studenten die Standortfaktoren der ausgewählten 900 Quadratmeter großen Fläche bestimmt. Erhoben wurden daher der Status quo der vorhandenen Pflanzenvielfalt sowie Daten zur Bodentiefe, zum pH-Wert und zum Nährstoffgehalt sowie zu den Jahresniederschlägen. Vorgefunden hat das Team Bedingungen für einen trockenen Magerrasen, wie Kris Remmert feststellt: „Das hat uns sehr gefreut, weil vor allem Magerrasen ein großes Potenzial für eine hohe Artenvielfalt bietet.“ Die Messergebnisse waren entscheidend für die Auswahl geeigneter Wildkräuter, die möglichst optimal an die gegebenen Bedingungen angepasst sein sollten.
Die Arbeitsgruppe hatte hohe Ansprüche formuliert, so kommen die Pflanzen aus der Region und sind mehrjährig, sodass nicht jedes Jahr neu eingesät werden muss. Insekten sollten das ganze Jahr über von einem so genannten Trachtenband profitieren. Nektar und Pollen sind dabei die gesamte Vegetationsperiode als Futterquelle verfügbar, durch Beimischung einjähriger Wildkräuter bereits direkt nach der Einsaat. Verbliebene Stängel dienen als Überwinterungsmöglichkeit. Die Blühwiese leistet nicht nur einen Beitrag zu mehr Biodiversität und bietet Naherholung für Studierende und Gäste auf dem Campus, sondern dient auch zu Lehrzwecken. Daher haben die Studenten im Rahmen der Einsaat drei verschiedene Bodenbearbeitungstechniken getestet. Durch Vertikutieren wurde der Rasen in einem Teilstück von unerwünschten Beikräutern und Moosen, die das Wachstum des neuen Saatgutes behindern könnten, befreit.
Eine weitere Parzelle wurde gefräst, dabei wird der Boden aufgelockert und alle störenden Beikräuter, Moose und Gräser, die tiefer wurzeln, werden beseitigt. In einem weiteren Streifen wurde gepflügt, dabei wird der Boden „gedreht“, was unerwünschte Pflanzen, die zuvor auf der Fläche gewachsen sind, verdrängt und Raum für die neu gesäten Kräuter schafft. Die Einsaat verlegten Remmert und Mertens bewusst in den Herbst 2023, da einige Sorten aus der Pflanzenmischung bei Dunkelheit oder nach einem Kältereiz besser keimen und in einem ersten Stadium viel Regenwasser benötigen. Mittlerweile ist das Projekt in Stufe fünf angekommen, darin steht die Beobachtung des Ergebnisses im Fokus.
Der Blühstreifen ist in verschiedener Hinsicht nachhaltig. So soll die Pflanzenpracht dauerhaft auf dem Hügel blühen, dies beschert der Insektenwelt optimale Lebensbedingungen über einen langen Zeitraum. Außerdem profitieren nachfolgende Studierende, die im Rahmen von Anschlussprojektarbeiten die verschiedenen Bodenbearbeitungstechniken bewerten, den Erfolg geeigneter Kräuterarten messen oder die Anzahl und Diversität von Insekten auf der Fläche analysieren können. Zur Information für alle Interessierten soll in Kürze auch noch eine Tafel mit Erklärungen zu Standortbedingungen, Artenvielfalt und Bearbeitungstechniken erarbeitet und installiert werden.
Die Studenten werden den Fortgang des Projekts aufmerksam verfolgen, versichert Kris Remmert: „Ich bin besonders gespannt, ob auf der vertikutierten Fläche viele neu angesäte Arten wachsen oder ob die alten Arten überwiegen und ob sich ein gravierender Unterschied zwischen der gepflügten und der gefrästen Parzelle herausstellt. Wir werden außerdem beobachten, wie sich die Artenvielfalt verändert und ob im Laufe der Jahre bestimmte Arten von anderen verdrängt werden. Die Blühfläche wird sich über die kommenden Jahre immer weiter entwickeln, das bleibt ein spannender Prozess mit immer wieder neuen Erkenntnissen.“
Studierende des Fachbereichs Agrarwirtschaft, die sich für das Thema „Blühfläche“ begeistern, können sich schon jetzt für nachfolgende Projekte melden. Ansprechpartner*innen sind Prof. Dr. Harald Laser, Hannah Bergmann und Heidrun Otto.
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Bild (v.l.): Jonas Mertens und Kris Remmert sind gespannt, wie sich die Blühfläche auf dem Campus der FH in Soest in den kommenden Jahren entwickeln wird.
Quelle: FH Südwestfalen
Fotocredits: FH/Sandra Pösentrup