Bewegende Erinnerung an das Leben von Hugo Stern
Brilon: Mehr als 60 Gäste waren der Einladung des Stadtarchivs und des Briloner Bündnis für Demokratie gefolgt, um am 9. November, dem Gedenktag zur Pogromnacht, von Dr. Hans-Günther Bracht mehr aus dem Leben von Dr. Hugo Stern zu erfahren.
Hugo Stern, geboren 1889, war der älteste Sohn einer jüdischen Familie, die schon seit dem 18. Jahrhundert in Rüthen lebte und zuletzt ein Bekleidungsgeschäft hatte. Stern machte 1907 am Gymnasium Petrinum sein Abitur, studierte Jura und schloss bereits mit 21 Jahren sein 1. Staatsexamen ab. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges und 2. Staatsprüfung erhielt Dr. Hugo Stern eine Festanstellung am Landgericht Essen. Er heiratete, die Kinder Heinrich und Karin wurden geboren. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde er von den Nationalsozialisten fristlos entlassen. Nach der Pogromnacht vom 9.11.1938 flüchtete er mit seiner Familie in die USA.
Nach dem 2. Weltkrieg erwuchs in Stern der Wunsch, wieder nach Deutschland zurückzukehren. 1950 kam er ohne seine Familie nach Düsseldorf und wurde dort am Landgericht eingesetzt. 1957 wurde er pensioniert. Schon 1958 verstarb er. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch wurde er in Rüthen begraben.
Bewegend und nah am menschlichen Schicksal der jüdischen Familie Stern erzählte der Historiker und ehemalige Rektor des Gymnasiums in Rüthen nicht nur von biografischen Fakten. Er lies die Zuhörerinnen und Zuhörer tief in die Gefühlslagen des jüdischen Mannes blicken, insbesondere in die Zerrissenheit zwischen jüdischen Traditionen und seiner deutschen Heimat.
Der differenzierte Blick auf die Biografie von Dr. Hugo Stern, die Einordnung in die geschichtliche Situation und der Vergleich zur derzeitigen Situation rüttelten auf und machten den Nachmittag zu einer besonderen Gedenkveranstaltung. Es werden weitere Veranstaltungen insbesondere auch für Schülerinnen und Schüler im Jahr 2025 folgen.
Die Biografie zum Leben von Dr. Hugo Stern kann im Stadtarchiv Brilon ausgeliehen werden.
Fotos: Lesung im Foyer des Rathauses; Dr. Bracht mit Kolleginnen des Stadtarchivs Brilon und Leah Bartsch, eine der Co-Vorsitzenden des Briloner Bündnis für Demokratie
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Quelle: Team Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Brilon
Bild: Lesung im Foyer des Rathauses; Dr. Bracht mit Kolleginnen des Stadtarchivs Brilon und Leah Bartsch, eine der Co-Vorsitzenden des Briloner Bündnis für Demokratie
Fotocredits: Stadt Brilon